Newsletter 45 –Dezember 2023

Liebe Mitglieder, liebe Genossinnen und Genossen,

Der Anfang vom Ende?

Erstmals ruft die Weltgemeinschaft bei einer UN-Klimakonferenz zur Abkehr von fossilen Brennstoffen auf. Der zuvor von mehr als 100 Staaten geforderte klare Ausstieg kommt in dem in Dubai verabschiedeten Abschlusstext aber nicht vor. Die Abschlusserklärung ruft zu einer Verdreifachung der weltweiten Kapazitäten an erneuerbaren Energien bis 2030 und einer Verdopplung der Energieeffizienz im gleichen Zeitraum auf. Sie macht aber auch deutlich, dass technologische Lösungen (wie die Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid) im Vordergrund stehen, mit denen man sich erhofft das in der Erde vorhandene Öl noch zu Geld zu machen.  UN-Klimachef Simon Stiell würdigte den Beschluss, der ja immer auch einstimmig – verhandlungsstrategisch beeindruckend – Zustandekommen muss, als Schritt in die richtige Richtung – der aber nicht ganz ausreiche. „Auch wenn wir das Zeitalter der fossilen Brennstoffe in Dubai nicht beendet haben, ist dieses Ergebnis der Anfang vom Ende.“

Jetzt ist die Weltgesellschaft – und da besonders die Industrieländer, die eine besondere Klimaschuld[1] tragen – aufgerufen, mit einer neuen Energiekultur und mit einem verstärkten Ausbau der Photovoltaik Taten sprechen zu lassen.

Der bisherige Ausbau der Photovoltaik mit einer EEG-Vergütung, die sich über den Strompreis für alle Stromkunden refinanziert hat, hatte eine soziale Schieflage, von der wir als ÖEG mit unseren Anlagen, besonders von denen der ersten Stunde, auch profitiert haben. Entsprechend muss der Ausbau, jetzt nicht mehr über die Stromkunden finanziert, schneller vorangehen. Wir kommen umso schneller voran, je mehr der Verbrauch reduziert wird.

Angesichts der öffentlich gewordenen Enttäuschung der Pazifik-Staaten taucht eine Situation von 2004 in Bonn bei der Weltkonferenz für Renewables aus der Erinnerung auf, bei der Fei Tevi als Vertreter des Weltkirchenrates auf den Fidschis am Rande einer fröhlichen Rheinuferbesetzung sagte: „Was Ihr hier tut, beeinflusst unsere Situation im Pazifik. Deshalb ist es wichtig, die Lösung des Klimaproblems nicht nur in der Anpassung an steigende Meeresspiegel und zunehmende Wetterextreme oder in der Investition in erneuerbare Energieträger zu suchen, sondern viel wichtiger ist es besonders in den Ländern des Nordens, den eigenen Lebensstil zu ändern und – voneinander – zu lernen, wie wir gemeinsam auf dem Planeten Erde in Gerechtigkeit und Frieden und im Einklang mit der Natur leben können.“ Seine Aussage hat auch 20 Jahre später nichts an ihrer Deutlichkeit verloren.


Entsprechend freut es uns im Vorstand, wie die ÖEG im letzten Jahr gewachsen ist. Neben den schon im letzten Newsletter erwähnten 426 kWp Anlagenzubau, haben Sebastian Edel und Gregor Roller darunter auch Anlagen realisiert, die die ÖEG dann an die Gebäudebesitzer verkauft hat. Diese 5 Anlagen mit 136 kWp haben den Vorteil, dass sich mit der Schlusszahlung sofort positiv in der Bilanz niederschlagen und die ÖEG nicht über die Laufzeit der Verpachtung oder über den Stromverkauf auf die Amortisierung warten muss. Zwei der Dächer sind auf der Zinzendorf-Schule in Königsfeld, der Herrnhuter Brüdergemeine montiert worden.

Und auch 2024 setzt sich die positive Entwicklung fort: der Bau von 154 kWp ist schon zugesagt, weitere 527 kWp müssen noch fest vereinbart werden. Da wird dann auch nachvollziehbar, dass die ÖEG inzwischen ein Material und Maschinenlager in Esslingen eingerichtet hat und das in den Räumen einer ehemaligen Tankstelle. Dort soll auch ein noch zu kaufender gebrauchter Elektro-Sprinter stehen, der die Wege zu den Baustellen erleichtert. Mit Carsharing wie bis jetzt ist das Ein- und wieder Ausräumen des Werkzeugs zu zeitaufwendig.

Für das Windpark-Projekt „Länge“, an dem die ÖEG mit 200.000 € beteiligt ist, haben wir einen Zuschlag bei der bundesweiten Ausschreibung bekommen. Jetzt hoffen wir noch, dass das Oberverwaltungsgericht die Klage der Windkraftgegner zurückweist. Der Windpark umfasst 6 Windenergieanlagen mit einer geschätzten Jahresstromerzeugung von 58 Millionen Kilowattstunden. Angesichts eines Bruttostromverbrauchs 2023 von rund 517,3 Milliarden Kilowattstunden ist dies nur ein Tropfen dem viele weitere folgen müssen, um von derzeit 52 % Anteil an Erneuerbaren sich weiter in Richtung 80 und 100 % zu steigern.

Übrigens: auch sonnige Wintertage bringen es, wie der Ertrag am 18.12.23 mit 70 kWh der Anlage auf dem Akademiedach zeigt.

Was es sonst noch zu berichten gibt:

  • Angesichts der vor uns liegenden Aufgaben suchen wir weitere Mitglieder. Machen Sie bitte Werbung in Ihrem Verwandten- oder Freundeskreis. Gerne schicken wir Ihnen Flyer oder ein Infoblatt zum Stand der ÖEG zu.
  • Wir suchen zur Verstärkung unseres Teams eine Kollegin/Kollegen, die/der uns in der Geschäftsführung und/oder auf den Baustellen unterstützt. Eine handwerkliche Ausbildung oder ein energietechnisches Studium bilden die Grundqualifikation. Energiepolitische Kenntnisse sind von Vorteil. Wir wünschen uns eine aufgeschlossene Haltung gegenüber den Kirchen. Der Stellenumfang kann individuell vereinbart werden.

Als ÖEG-Vorstand möchten uns am Ende unseres dreizehnten Jahres sehr herzlich bedanken:

•          Den Genossenschaftsmitgliedern danken wir für ihre Treue und ihre Bereitschaft uns immer mal wieder mit „neuem Geld“ finanziell zu unterstützen.

•          Großer Dank gebührt unseren hauptamtlichen wie ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sehr engagiert zur erfolgreichen Weiterentwicklung der ÖEG beitragen.

•          Wir danken auch allen unseren Kooperationspartnern, Elektrikern und Bauhelfern, die uns tatkräftig unterstützt haben.

Nun wünschen wir allen unseren Leserinnen und Lesern in diesen sehr belastenden Zeiten ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein in vielerlei Hinsicht besseres Jahr 2024

Mit herzlichem Gruß

Ihre/Eure ÖEG’ler im Dezember 2023


[1] Deutschland hat seinen „fairen Anteil” an CO₂-Emissionen 1982 ausgereizt: Bis 2019 hat der Staat Deutschland 2,5-mal mehr Emissionen verursacht, als ihm seinem Anteil an der Weltbevölkerung nach zustünde – und dies nur gerechnet ab 1960 nach Fanning, A.L., Hickel, J.: Compensation for atmospheric appropriation. Nature Sustainability (2023) 

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